Dienstag, 14. Mai 2024

Die Schöne und das Biest - Fortsetzung

Als der Tanz der beiden nun kam zum jähen Ende
fragte Belle das Biest, wie er es denn wohl fände
draußen auf dem Balkon ein wenig auszuspannen,
währenddessen ihr Publikum zog langsam von dannen.
Das Biest freute sich sichtlich an Belles Bitte nach Ruhe
Die Beine taten ihr wohl weh durch ihre neuen Schuhe.
So diente er ganz galant seiner Freundin als Geleit
nach draußen an die Luft der kalten Jahreszeit.

Still saßen auf der Brüstung Belle und ihr Ungetier
bis er plötzlich fragte "Bist du glücklich hier bei mir?
Ich seh' in deinen Blicken, dass dich etwas fürchtet.
Sag mir bitte, was dies ist, wonach es dich dürstet!"
Nach einer langen Pause und ein'gem Überlegen,
trübte sich Belles Miene und sie tat sich erheben.
"Ich denk' an meinen Vater. Weiß' ich, wie's ihm geht?
Ob er mich vergessen hat oder gar nicht mehr lebt?"

Das Biest war recht empathisch, ihre Traurigkeit zu ahnen
und wusste ebenfalls, wie sie konnten weiter verfahren.
Er wies Belle an, zu warten und sprang schnell hinfort.
doch nach 'ner kurzen Weile war er wieder vor Ort
und trug in seinen Pranken den Spiegel von damals.
"Er ist ein Teil von zweien, eines Da-und-Fort-Kanals.
Er zeigt dir alles, was du willst, was immer du dir wünschst.
Ich trag' nur nicht die Garantie. Bevor du mich noch lynchst."

Vorsichtig griff die Schöne nach dem zerbrechlich' Teil,
schaute ziemlich ungläubig, doch sagte dann in Eil'
"Ich möcht' gern meinen Vater sehen. Bitte zeig ihn, schnell."
Weiter kam Belle mit sprechen nicht, der Spiegel wurde hell
und strahlte ihr sein grelles Licht
mitten ins Porzellangesicht.

Die Helligkeit war sogleich von dannen
Belle ließ Zornesfalten spannen
denn im Spiegel klipp und klar
stand groß geschrieben die Gefahr
in der Maurice sich grad befand.
Belle starrte weiterhin gebannt
in den Spiegel und begann zu klagen,
dass sie ihn im Schnee sah lagen.

"Ich muss zu ihm, es ist dringend.",
rief Belle um Atem ringend.
Das Biest sah der Schönen Not,
meinte " Draußen herrscht der Tod.",
drückte ihr den Spiegel aber an die ihr'ge Brust.
Innerlich spürte er seinen eigenen Frust.
Er wusste, es war falsch, sie nicht gehen zu lassen.
Er würd' sich für die Entscheidung für immer hassen.

Und doch entschied er sich dafür, den Gefühlen nicht nachzugeben
"Geh, du bist nicht mehr gefangen! Rette deines Vaters Leben"
"Aber, was wird dann aus dir? Was wird mir dir geschehen?"
"Geh schon, Belle. Nimm ihn hier mit. Dann kannst du zurücksehen.
Und hoffentlich wirst du mich dann auch nicht vergessen."
Belles Atem stockte - sowas Kostbares hatt' sie nie besessen. 
Und so eilte sie hinunter - , Treppen, Gang und Stufen. 
Nur Sekunden später hört' das Biest Philippes klappernde Hufen.

Oben hoch im Schloss grämte sich das Biest über die Schmacht,
bäumte sich dann auf und brüllte seinen Schmerz in die Nacht.
Was Belles Pferd nur ängstigte, er galoppierte schneller
über Äcker, Feld und Wald, bis es wurde langsam heller
und dann mitten auf dem Weg unter einem dicken Baum - 
Belle traute sich nicht, es mit eig'nen Augen anzuschaun -
da lag Maurice und hatte alle Viere von sich gestreckt
im weißen Schnee und nicht daneben im schwarzen Dreck.

Zur Hilfe fest entschlossen nahm sie alle Kraft zusammen
ihre Füße samt Schuhe tat sie in den weichen Matsch rammen,
und drückte so doll sie konnte, ihn nach oben zu kriegen,
bis er schließlich doch dann kam auf Philippes Rücken zu liegen.
Dann beugte Belle sich zu dessen Ohren und flüsterte hinein.
Er nickte, plusterte die Nüstern, trampelte von Bein auf Bein.
Belle selbst griff dann nach seinen Zügeln und leitete das Pferd
in Richtung ihres Heimatörtchen. Sie war nun doch zurückgekehrt.
 
Belles Arm bot ihrem Vater den sichersten Halt 
denn die Treppe draußen war rutschig und kalt.
Minuten später brannte dann im Häuschen der Kamin
und Maurice fand sich gebettet in Bettwäsche aus Satin.
Ein warmer nasser Lappen lag über seinen Augen
und wer da an seiner Seite saß, konnte er kaum glauben.
„Belle! Mein Gott! Ich glaubte, mein Wunsch wär zerronnen!
Sag, wie bist du denn dem Untier nun entkommen?“

Da klingelte es an der Tür und Belle stand auf, nachzusehen
anstatt lieber ihrem Vater Rede und Antwort zu stehen.
Eher nur beiläufig meinte sie „nicht geflohen zu sein“
und dass das Biest „nur“ böse wär‘, wäre auch nur Schein.
Dann schenkte die junge Frau dem Gast vor der Tür einen Blick.
Sie fragte ihn „Was wünschen Sie?“ Er trat ein Schritt zurück.
Dasselbe tat auch Belle, als sie erkannte, was ihnen drohte!
Das ganze Menschenaufgebot trug eine viel zu herbe Note.

Als der unheimliche Kerl dann noch ein Schritt zur Seite ging,
schnappte Belle vor Schreck nach Luft … vor diesem Höllending.
Komplett schwarz, Fenster vergittert und abschließbar noch dazu.
Belle rief „Mein Vater ist nicht irre, darauf verwett‘ ich meine Schuh‘!“
Ich kann es euch beweisen, das Biest ist nicht gefährlich.“
„Und trotzdem hat Maurice gebrüllt, als sei er komplett wahnsinnig!
Komm schon raus, sag noch mal: Wie groß war’s denn gewesen?
Oder sag die Wahrheit und du bist sofort genesen.“

Maurice fühlte sich getriggert und er verließ sein Haus,
gestikulierte mit den Händen und rief schließlich hinaus
es sei übermenschlich mächtig und hätte riesige Pranken
und wie sich immer weiter ums Biest Geschichten ranken.
Irgendwann jedoch packte Gaston Maurice am Kragen,
dass man ihn veralbern wollt‘, schien er nicht zu ertragen.
„Dieser alte Mann … Diese Idiotie kennt man doch stadtweit!“
„Warte doch“, rief Belle. „Er sagt euch doch die Wahrheit …“

Flugs war Belle ins Haus geeilt und langte danach,
was allen hier bewies‘, dass Maurice das Richt’ge sprach.
„Zeige mir das Biest!“, befahl Belle ihrem Spiegel,
und bannte Gaston erstmals hinter Schloss und Riegel.
Die Menschenmenge grauste vor dem, was sie sah
und jeder Mann war sicher - hier bestand Gefahr!
Belle verstand sofort: Was sie tat, war nicht gut.
Sollte sie nicht handeln, fließe hier bald Blut!

Belle versuchte, zu beschwichtigen, den Menschen zu erklären,
dass sie alle vollkommen auf dem falschen Wege wären.
Ihr Biest sei nett und gütig, freundlich, pflichtbewusst.
Und sie hätte niemals vor ihm fliehen gemusst.
Belle zeigte des Biest’s Spiegelbild allen ihren Nachbarn.
Nur Gaston verzog die Miene, überlegte einen Schlachtplan.
Nun musste er es schaffen, das Biest zu töten,
bevor ihm erneut Belle als Ehefrau ging flöten.

Die Dorfbewohner indessen schauten sich panisch an
und dann nach einer Weile eine Melodie erklang‘.

„Wenn es tot ist, sind wir sicher!“
„Es verfolgt uns in der Nacht!“
„Uns’re Kinder will es fressen,
wenn sein Appetit entfacht!“
„Es verwüstet unser Städtchen,
fang es ein in seiner Gier.“
„Es wird für uns zu handeln.
Jungs, nun kommt schon, folget mir!“

Auch Gaston sang nun schließlich laut,
entriss Belle den Spiegel, die gar ängstlich um sich schaut‘.

„Durch die Nacht, durch den Wald
durch das Dunkel und die Schatten,
welch ein Alptraum, jeder Nerv ist angespannt.
Ein Gebet, vor uns steht,
schon die Brücke eines Schlosses
und da drin ist etwas Schreckliches verbannt.“

„Ja ein Biest, jeder Zahn eine Waffe.
Mächt'ge Klau'n, Mörderkrall'n hat das Biest.
Hört ihn brüll'n, hört ihn schrei'n,
doch wir kehren erst heim
wenn er tot, mausetot!
Tod dem Biest“

Dann packte Gaston viel zu fest Belle am Handgelenk,
raunte leise zu ihr „Sieh es als Geschenk!“
Wenn ich unsere Welt von diesem Biest befreie,
gibt es dann wirklich nur noch uns zweie.
Bist du nicht für mich, bist du gegen mich!
Hochzeit oder Maurice? Sag, was willst du nun?
Soll ich deinem Vater doch etwas antun?“

„Niemals!“, schrie Belle aufgebracht, „wie letztens einst!“
„Nun gut!“, düpierte sich Gaston, „Ganz, wie du meinst!“
Zwei paar Arme ergriffen nun Maurice und auch Belle.
„Werft sie in den Keller und versperrt die Türe schnell!“
Gastons Stimme war gut zu hören, wie er Rache schürte.
Belle spürte, wie es ihr den ganzen Hals zuschnürte.
Seine Stimme entwarf Thesen, die überhaupt nicht galten.
Wie sollte Belle es jemals schaffen, Gaston aufzuhalten?

„Licht heran, zäumet an,
zeigt mir, dass ihr keine Ängste kennt!
Wir schwör'n auf dich, Gaston, reit' du voran!
Durch die Nacht, durch den Wald,
wo in dem verwunsch'nen Schlosse
etwas lauert, was wir vorher niemals sah'n!“

Gaston rief sein Pferd heran und schwang sich nach oben.
Die and’ren wackeren Kerle blieben auch nicht lang am Boden.
So ritten sie durchs Städten zur Unterstützung von Gastons Sieg,
in dessem anscheinend wichtigstem und bedeutsamstem Krieg.
Jetzt auf einmal waren Parolen und Schlachtrufe von Belang,
obwohl früher nicht mal zum Tontaubenschießen Schlachtmusik erklang!
 
So ein Biest, ja, so groß wie ein Felsen 
 ruhe nicht, bis Du's tot vor Dir siehst.
Los voran, nehmt das Beil,
nehmt das Schwert, nehmt den Pfeil 
in der Schlacht liegt unser Heil“

Die Aufgabe bestand: das Schloss zu infiltrieren. 
Doch konnte jedes Schlosstor jede Waffe parieren.
Sie durften es also nicht erst mit einfachen Dingen versuchen.
Ein Baum zu fällen wär‘ möglich. Vielleicht einen der Blutbuchen?
Gesagt, getan! Sie stiegen ab, um mit Äxten und Beilen 
einen jener Bäume zu kappen und dünne Äste abzufeilen.

„Wir versteh'n das zwar nicht,
doch dies Monster ist so schrecklich,
dass das Blut in unser'n Adern kaum noch fließt!
Nehmt den Dolch, schützt den Leib,
eure Kinder, euer Weib
und euer Pferdchen in dem Stall!
Tod dem Biest!“

Den blätterlosen Baumstamm tragend 
fast zwei Pferdelängen überragend 
bewegten sich die Dorfleute nur äußerst träge 
durch den dunklen Wald und seine verschlung’nen Wege
bis sie das Eisentor vor des Biestes Schloss erreichten
und dieses ihrem Rammbock tat sofort entweichen.  
Hoch oben auf dem Balkon saß Gastons Ziel noch immer.
Ohne Belle ging’s dem Biest nur noch viel schlimmer.

Derweil zurück in Maurice‘ Wohnung
war jedoch etwas nicht ganz in Ordnung.
Belle’s Beutel, der auf dem Tische sollte liegen
hatte sich plötzlich begonnen, zu bewegen.
Durch das Hämmern aus dem Keller, das Pochen und den Stößen
begann sich der Knoten von Belle's Beutel zu lösen
und herauskullerte ein blinder Passagier -
Tassilo – mal wieder - aus zu viel Neugier.

Die kleine Teetasse verstand die Lage sofort.
Belle war nicht aus freien Stücken gegangen fort.
Vielmehr waren sie und Maurice in die Falle getreten
und konnten nur noch um Gottes Hilfe beten.
Tassilo schaute sich suchend um und tat sie dann auch sehen!
Er sah die Axtmaschine nicht weit entfernt von sich stehen!
„Genial!“, dachte die Tasse und sprang zu ihr hinüber.
„Auf so eine Idee kommen nicht mal meine Brüder!“

Schließlich hatte Tassilo wie immer nicht lange nachgedacht
und in der Maschine irgendwie ein Feuer angefacht.
Nun zog die kleine Tasse kräftig an einer dicken Schnur.
Es rauchte, dampfte, ratterte, bis die Apparatur losfuhr 
den Hügel hinunter und sie wurde immer schneller
auf ihrem direkten Wege hin zum verschlossenen Keller.
„Was ist das bloß?“, fragte Maurice und lugte durch einen Spalt nach außen.
"Es hört sich an, als würde irgendwo ein Motor rauschen!?"

Maurice überlegte, was diesen Laut verursachte
und eh' er sich versah, da krachte
plötzlich neben ihm, ihn um Haaresbreite verfehlend
seine Erfindung entzwei, was ein Elend!
Doch als er und Belle nach dem Verantwortlichen schauten, 
erkannten sie nur Tassilo an einer Feder herum
schaukeln. 
"Das müsst ihr auch mal ausprobieren. Eintritt nur 50 Pfennig!"
"Und selbst wenn," meinte Belle, "das wäre mir zu wenig!"

"Wir müssen uns beeilen und dem Biest zu Hilfe kommen."
"Und bedenke, nie hat jemand das Schloss allein erklommen."
Belle wandte ihren Kopf zum Vater, der zustimmend nickte,
flugs seine Meinung änderte, nachdem er sich selbst zwickte,
um festzustellen, ob er denn doch nur alles träumte.
Es war alles ganz real - so lautete die Pointe.  
Drum warteten sie nicht lang und hetzten auf Philippe los
geradewegs über Feld und Wiese zum königlichen Schloss.

 …

 „Banner hoch, voller Mut
werfen wir uns ohne Angst in das Gefecht
doch die Gefahr uns nicht verdrießt
Fahne weh', singt das Lied
fünfzig Mann in Reih' und Glied
wir sind versiert auf dem Gebiet
jetzt Tod dem Biest!“

„Tod dem Biest, Tod dem Biest
Tod dem Biest, Tod dem Biest
Tod dem Biest, Tod dem Biest,
Tod dem Biest!

Unterdessen vor dem Schloss stemmten Gaston's Männer
den schweren Baumstamm vom Pferde und kamen auf den Nenner,
dass jeweils vier an jeder Seite diesen konnten halten,
und ihn auf Gastons Geheiß hin, kräftig dagegen knallten.
Doch die Pforte war stabil und blieb dies auch ne Weile,
dennoch waren dahinter Lumiere und der Rest in Eile,
Möglichkeiten zu finden, wie sie sie denn stoppen könnten
und auf einmal kam die Idee, wie sie sich einen Spaß gönnten.



 


 



Sonntag, 12. Mai 2024

Red Flags

Am liebsten nimmt man alles zu leicht
vertrödelt ständig seine wertvolle Zeit

Und wenn sich dann doch wer anschleicht,

ist die Isolation auch nicht mehr weit.


Dann hilft nur, sich zurückzuziehen, 

am besten in die eigenen vier Wände. 

Man betet, man wird nicht mehr gesehen

und hoffentlich ist es bald zu Ende.


Momente der Stille sind oft rar gesät.

Das Leben fliegt laut an einem vorbei.

Können andere nicht spüren, was einem fehlt?

Und wann ist man endlich wieder frei?


Darf man darum bitten, alleine sein zu wollen,

damit man sich endlich mal entspannen kann?

Bringt man am Ende damit alles nur ins Rollen,

verdirbt all die schönen Dinge, die man einst ersann?


Was nützt es einem, wenn die heile Welt in Trümmern liegt?

Warum hat man sich selbst nur so sehr verbogen?

Wer hat am Ende über wen gesiegt?

Wer hat hier wessen Schicksal gezogen?


Besitzt man überhaupt eigene Wünsche,

die es eigentlich zu erfüllen galt?

Hörte man eher auf andres Geschimpfe,

sobald es zu Hause mal wieder knallt?


Sollte man wirklich immer Rücksicht nehmen,

völlig egal, ob Familie oder nicht?

Ob sie sich einem gegenüber respektvoll benehmen,

oder jemand, den man liebt, einen vollkommen bricht?


Man ist nur sich selber komplett der Nächste.

Etwas anderes braucht dir niemand erzählen.

Tue dir selbst oft mehr als eine nette Geste,

Und verbann’ die aus dem Leben, die dich quälen.

Sonntag, 5. Mai 2024

Allein

Von klein an ging ich eig'ne Bahn,

Ich sah nicht so, wie andre sah'n.

Was mich ergriff zu Lust und Pein,

das musste ungewöhnlich sein.

Ich schöpfte Leid aus anderm Quell

und klang mein Herz in Freude hell,

war's Klang, den nie ein andres gibt.

Ich liebte, was nur ich geliebt.

In wilden Gärens Dämmerung -

das Rätsel, das ich niemals löse,

aus jedem tiefen Gut und Böse:

aus Wildbach oder sanfter Quelle,

aus eisenrotem Felsgefälle,

aus Sonnenball, der mich umkreiste

und wie leuchtend Herbstgold gleißte,

aus Blitzes Donnerpflug.

Der jäh vom Himmel niederschlug,

aus Sturmwind tollstem Orgelstück,

und aus der Wolke, draus mein Blick

wenn sonst auch der Himmel lachte 

eines Dämons dunkle Formen machte.


(angelehnt an E.A.Poe's "Alone")

Freitag, 3. Mai 2024

Es tut mir leid

Es tut mir leid, ich wollt dich nicht stören.

Ich würd' nur gern mal kurz deine Antwort hören

zu einer mir sehr wichtigen Frage.

Ja, es gab wieder einen dieser 'tollen' Tage.

Doch schon seh' ich, wie du deine Augen verdrehst

und dich wieder ein Stück von mir weg bewegst.


Es tut mir leid, dass ich dich nicht loslassen kann,

Ich steh' nur noch immer unter deinem Scheiß Bann.

Wir waren einst beisammen und haben uns zugehört. 

Unsere Probleme haben uns anscheinend nie gestört.

Wir schrieben miteinander, komplett ungeniert.

Wir haben uns sogar gegenseitig therapiert.


Es tut mir leid, dass ich dich wohl nie ganz verstand,

obwohl uns eine Menge miteinander verband.

Fast gleiches Schicksal in den jungen Jahren,

dasselbe verträumte, introvertierte Gebahren.

Bindungstrauma, Mobbing, Elterngepöbel.

Für viele waren wir einfach nur gebrauchte Möbel.


Es tut mir leid, nun zu sehen, wie dein Herz gefriert,

sobald sich jemand ein Fünkchen zu sehr interessiert.

Und wieder hast du dir einfach das Recht  genommen,

zu verletzen, der droht, dir zu nahe zu kommen.

Du denkst nicht nach, was du zu verantworten hast,

wenn du reagierst, wenn dir etwas nicht passt.


Es tut mir leid, dass du in einem Käfig lebst

den du dir  immer wieder selbst auferlegst.

Nur sei dir gesagt, du hörst auf zu Leben,

wenn du weiter nach fremden Zielen tust streben.

Der goldene Käfig war vielleicht anfangs toll.

Doch glaub ich nicht, dass das noch weiter so soll.


Es tut mir leid, dass ich mich schon wieder einmische,

aber es muss doch mal endlich Butter bei der Fische:

Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen.

Ich tanze nie wieder außerhalb der Reihen.

Nach Freundschaft, Enttäuschung, Hass und Machtstreit

kenne ich jetzt endlich die komplette Wahrheit.


Es tut mir leid, dass du alle ständig belügst,

wenn sie dich fragen, ob du zufrieden lebst.

Weil niemand hat das Recht, zu manipulieren,

ausnutzen, erpressen und krankhaft zu kontrollieren.

Vielleicht hatte ich damals Viel zu viel zu sagen.

Ich wollte dich nur schützen und ertrug dann den Schaden.


Es tut mir leid, dass ich weiter machte wie immer.

Ich hatte doch gar keinen blassen Schimmer.

Woher sollt' ich wissen von dem früheren Verrat?

Dachte sie, dass ich an die gleiche Stelle trat?

Ich brauchte dich als Freund und Therapeuten,

warum brachte sie dich dazu, mich beinahe zu häuten?


Es tut mir leid, dass sie dachte, ich wollt' dich für mich.

Ich versteh ja, dass ihr das ging gegen den Strich.

Aber mir dann noch so seelisch zuzusetzen

und von dir zu verlangen, mich so zu verletzen.

Diese Schmach tat so unglaublich weh'

Ich konnte dir wochenlang nicht in die Augen seh'n.


Es tut mir leid, ich bin womöglich viel zu sensibel 

und ein ganz schlimmes enfant terrible.

Ich merk' es, wenn wir zusammen sitzen.

Ich könnt' jedes Mal vor Glück schwitzen.

Sprichst du mit mir, freu' ich mich, mir geht's gut.

Ignorierst du mich, kommt Traurigkeit und Wut.


Es tut mir leid, doch ich kenn dieses große Theater.

Ich weiß, du wärst lieber Waagerechtstarter.

Oder allein, damit du Zeit für dich hast

und nichts vom "reichhaltigen" Innenleben verpasst.

Ich lass dich das alles, mach dir keine Sorgen.

Doch kannst du dir immer meine Hilfe borgen.


Es tut mir leid, dass ich mich das nicht zu sagen traue

und anstatt dich, nervös den Boden anschaue.

Ich bin erstaunt, wie viel du noch von früher weißt.

Zum Beispiel, dass mein Schattenkind Emilia heißt.

Ich war der Meinung, ich sei nicht mehr wichtig.

Dein Interesse an mir null und nichtig!


Es tut mir leid, aber ich kann's dir nur so sagen:

An manchen Tagen tust du mich plagen.

An anderen teilen wir uns früh Brot und Brett

Da bist du dann wieder freundlich und nett.

Was bin ich für dich? Wieso kannst du nicht schreiben?

Für wie lange muss ich denn noch geblockt bleiben?


Es tut mir leid, aber ich werd' meine Meinung nicht ändern,

du bist der eine unter vielen anderen Männern,

mit dem mir eine Freundschaft nur das Beste brachte,

ganz egal, wie häufig es dazwischen krachte.

Die Freundschaft mit dir machte nur Sinn, 

denn nur du hast mir gezeigt, wer ich wirklich bin.


Aus diesem Grund verzeih' ich dir immer alles

und steh weiter hinter dir just in case des Falles,

dass du vielleicht einmal meine Hilfe benötigst,

auch wenn du immer alles für Außen beschönigst.

Ich verzeih' dir deine Fehler und verurteil' dich nicht 

Ich versteh', wer du bist! Du bist dein eig'nes Licht!


Ruhig bleiben

Wieder mal kann ich es kaum erwarten
Der Bildschirm flimmert, der Film beginnt.
Meist tut der Anfang schon alles verraten,
sicher auch dieses Mal, ganz bestimmt.

Ich seh' eine Nonne ein Stoßgebet führen
dann sieht sie die Sonne langsam verschwinden.
Ich frag' mich, kann sie die Helligkeit spüren,
die sie plötzlich lässt langsam erblinden?

Im selben Moment spür' ich' s plötzlich auch,
doch starre weiterhin geradeaus.
ignoriere das seltsame Gefühl in meinem Bauch,
die Stimmen um mich rum machen mir kein Graus.

Dann plötzlich Schritte im Zimmer über mir.
Doch ich weiß ganz sicher, da wohnt niemand mehr.
Seit Monaten herrscht Stille ... niemand ist hier.
Ich wüsst ganz genau, wenn dort noch jemand wär'.

RUMMS! Es fällt etwas Schweres zu Boden.
Vor Schreck fallen mir meine Naschereien runter.
Mein Blick wendet sich langsam nach oben.
Und denk mir, da ist tatsächlich jemand munter.

Reflexartig drücke ich den Film auf Pause
und versuch', mich zu konzentrieren.
Ist dort oben vielleicht doch jemand zu Hause,
um auf mich hinunter zu stieren?

Ich bück' mich nach vorn, denk nur 'wie dumm'
und taste nach der Tüte mit den Süßigkeiten.
Nach unter gebeugt schau' ich mich weiterhin um.
Erkenn' was Schemenhaftes zum Fernseher gleiten.

Im nächsten Moment wird dieser schwarz!
Das Knistern von Folie lässt mich erschrecken!
Panisch fahr' ich hoch. Das ist doch kein Spaß!?
Aber ich kann leider nichts weiter entdecken.

Meine Finger umklammern eine Flasche als Waffe,
die andere Hand sucht verzweifelt nach Licht.
Ich frag' mich, ob ich es jetzt endlich schaffe,
herauszubekommen, wer da mit mir spricht.

Ich steh' auf und taste mich langsam hervor
- wo auch immer das Geräusch her ist - 
schleiche vorsichtig zum Flur empor
und rufe "Nun sag endlich, wer du bist!"

"JA!", poltert es da donnernd laut.
"Hier spricht dein schlechtes Gewissen!
Du weißt, du bist nicht grade schmal gebaut,
drum hör endlich auf, weiter Chips zu fressen!"  




Die Schöne und das Biest - Fortsetzung

Als der Tanz der beiden nun kam zum jähen Ende fragte Belle das Biest, wie er es denn wohl fände draußen auf dem Balkon ein wenig auszuspann...