Als der Tanz der beiden nun kam zum jähen Ende
fragte Belle das Biest, wie er es denn wohl fände
draußen auf dem Balkon ein wenig auszuspannen,
währenddessen ihr Publikum zog langsam von dannen.
Das Biest freute sich sichtlich an Belles Bitte nach Ruhe
Die Beine taten ihr wohl weh durch ihre neuen Schuhe.
So diente er ganz galant seiner Freundin als Geleit
nach draußen an die Luft der kalten Jahreszeit.
Still saßen auf der Brüstung Belle und ihr Ungetier
bis er plötzlich fragte "Bist du glücklich hier bei mir?
Ich seh' in deinen Blicken, dass dich etwas fürchtet.
Sag mir bitte, was dies ist, wonach es dich dürstet!"
Nach einer langen Pause und ein'gem Überlegen,
trübte sich Belles Miene und sie tat sich erheben.
"Ich denk' an meinen Vater. Weiß' ich, wie's ihm geht?
Ob er mich vergessen hat oder gar nicht mehr lebt?"
Das Biest war recht empathisch, ihre Traurigkeit zu ahnen
und wusste ebenfalls, wie sie konnten weiter verfahren.
Er wies Belle an, zu warten und sprang schnell hinfort.
doch nach 'ner kurzen Weile war er wieder vor Ort
und trug in seinen Pranken den Spiegel von damals.
"Er ist ein Teil von zweien, eines Da-und-Fort-Kanals.
Er zeigt dir alles, was du willst, was immer du dir wünschst.
Ich trag' nur nicht die Garantie. Bevor du mich noch lynchst."
Vorsichtig griff die Schöne nach dem zerbrechlich' Teil,
schaute ziemlich ungläubig, doch sagte dann in Eil'
"Ich möcht' gern meinen Vater sehen. Bitte zeig ihn, schnell."
Weiter kam Belle mit sprechen nicht, der Spiegel wurde hell
und strahlte ihr sein grelles Licht
mitten ins Porzellangesicht.
Die Helligkeit war sogleich von dannen
Belle ließ Zornesfalten spannen
denn im Spiegel klipp und klar
stand groß geschrieben die Gefahr
in der Maurice sich grad befand.
Belle starrte weiterhin gebannt
in den Spiegel und begann zu klagen,
dass sie ihn im Schnee sah lagen.
"Ich muss zu ihm, es ist dringend.",
rief Belle um Atem ringend.
Das Biest sah der Schönen Not,
meinte " Draußen herrscht der Tod.",
drückte ihr den Spiegel aber an die ihr'ge Brust.
Innerlich spürte er seinen eigenen Frust.
Er wusste, es war falsch, sie nicht gehen zu lassen.
Er würd' sich für die Entscheidung für immer hassen.
Und doch entschied er sich dafür, den Gefühlen nicht nachzugeben
"Geh, du bist nicht mehr gefangen! Rette deines Vaters Leben"
"Aber, was wird dann aus dir? Was wird mir dir geschehen?"
"Geh schon, Belle. Nimm ihn hier mit. Dann kannst du zurücksehen.
Und hoffentlich wirst du mich dann auch nicht vergessen."
Belles Atem stockte - sowas Kostbares hatt' sie nie besessen.
Und so eilte sie hinunter - , Treppen, Gang und Stufen.
Nur Sekunden später hört' das Biest Philippes klappernde Hufen.
Oben hoch im Schloss grämte sich das Biest über die Schmacht,
bäumte sich dann auf und brüllte seinen Schmerz in die Nacht.
Was Belles Pferd nur ängstigte, er galoppierte schneller
über Äcker, Feld und Wald, bis es wurde langsam heller
und dann mitten auf dem Weg unter einem dicken Baum -
Belle traute sich nicht, es mit eig'nen Augen anzuschaun -
da lag Maurice und hatte alle Viere von sich gestreckt
im weißen Schnee und nicht daneben im schwarzen Dreck.
Zur Hilfe fest entschlossen nahm sie alle Kraft zusammen
ihre Füße samt Schuhe tat sie in den weichen Matsch rammen,
und drückte so doll sie konnte, ihn nach oben zu kriegen,
bis er schließlich doch dann kam auf Philippes Rücken zu liegen.
Dann beugte Belle sich zu dessen Ohren und flüsterte hinein.
Er nickte, plusterte die Nüstern, trampelte von Bein auf Bein.
Belle selbst griff dann nach seinen Zügeln und leitete das Pferd
in Richtung ihres Heimatörtchen. Sie war nun doch zurückgekehrt.
Belles Arm bot ihrem Vater den sichersten Halt
denn die Treppe draußen war rutschig und kalt.
Minuten später brannte dann im Häuschen der Kamin
und Maurice fand sich gebettet in Bettwäsche aus Satin.
Ein warmer nasser Lappen lag über seinen Augen
und wer da an seiner Seite saß, konnte er kaum
glauben.
„Belle! Mein Gott! Ich glaubte, mein Wunsch wär zerronnen!
Sag, wie bist du denn dem Untier nun entkommen?“
Da klingelte es an der Tür und Belle stand auf, nachzusehen
anstatt lieber ihrem Vater Rede und Antwort zu stehen.
Eher nur beiläufig meinte sie „nicht geflohen zu sein“
und dass das Biest „nur“ böse wär‘, wäre auch nur
Schein.
Dann schenkte die junge Frau dem Gast vor der Tür einen
Blick.
Sie fragte ihn „Was wünschen Sie?“ Er trat ein Schritt
zurück.
Dasselbe tat auch Belle, als sie erkannte, was ihnen drohte!
Das ganze Menschenaufgebot trug eine viel zu herbe Note.
Als der unheimliche Kerl dann noch ein Schritt zur
Seite ging,
schnappte Belle vor Schreck nach Luft … vor diesem
Höllending.
Komplett schwarz, Fenster vergittert und abschließbar
noch dazu.
Belle rief „Mein Vater ist nicht irre, darauf verwett‘
ich meine Schuh‘!“
Ich kann es euch beweisen, das Biest ist nicht
gefährlich.“
„Und trotzdem hat Maurice gebrüllt, als sei er
komplett wahnsinnig!
Komm schon raus, sag noch mal: Wie groß war’s denn
gewesen?
Oder sag die Wahrheit und du bist sofort genesen.“
Maurice fühlte sich getriggert und er verließ sein
Haus,
gestikulierte mit den Händen und rief schließlich
hinaus
es sei übermenschlich mächtig und hätte riesige
Pranken
und wie sich immer weiter ums Biest Geschichten ranken.
Irgendwann jedoch packte Gaston Maurice am Kragen,
dass man ihn veralbern wollt‘, schien er nicht zu
ertragen.
„Dieser alte Mann … Diese Idiotie kennt man doch stadtweit!“
„Warte doch“, rief Belle. „Er sagt euch doch die Wahrheit
…“
Flugs war Belle ins Haus geeilt und langte danach,
was allen hier bewies‘, dass Maurice das Richt’ge sprach.
„Zeige mir das Biest!“, befahl Belle ihrem Spiegel,
und bannte Gaston erstmals hinter Schloss und Riegel.
Die Menschenmenge grauste vor dem, was sie sah
und jeder Mann war sicher - hier bestand Gefahr!
Belle verstand sofort: Was sie tat, war nicht gut.
Sollte sie nicht handeln, fließe hier bald Blut!
Belle versuchte, zu beschwichtigen, den Menschen zu
erklären,
dass sie alle vollkommen auf dem falschen Wege wären.
Ihr Biest sei nett und gütig, freundlich, pflichtbewusst.
Und sie hätte niemals vor ihm fliehen gemusst.
Belle zeigte des Biest’s Spiegelbild allen ihren
Nachbarn.
Nur Gaston verzog die Miene, überlegte einen
Schlachtplan.
Nun musste er es schaffen, das Biest zu töten,
bevor ihm erneut Belle als Ehefrau ging flöten.
Die Dorfbewohner indessen schauten sich panisch an
und dann nach einer Weile eine Melodie erklang‘.
„Wenn es tot ist, sind wir sicher!“
„Es verfolgt uns in der Nacht!“
„Uns’re Kinder will es fressen,
wenn sein Appetit entfacht!“
„Es verwüstet unser Städtchen,
fang es ein in seiner Gier.“
„Es wird für uns zu handeln.
Jungs, nun kommt schon, folget mir!“
Auch Gaston sang nun schließlich laut,
entriss Belle den Spiegel, die gar ängstlich um sich
schaut‘.
„Durch die Nacht, durch den Wald
durch das Dunkel und die Schatten,
welch ein Alptraum, jeder Nerv ist angespannt.
Ein Gebet, vor uns steht,
schon die Brücke eines Schlosses
und da drin ist etwas Schreckliches verbannt.“
„Ja ein Biest, jeder Zahn eine Waffe.
Mächt'ge Klau'n, Mörderkrall'n hat das Biest.
Hört ihn brüll'n, hört ihn schrei'n,
doch wir kehren erst heim
wenn er tot, mausetot!
Tod dem Biest“
Dann packte Gaston viel zu fest Belle am Handgelenk,
raunte leise zu ihr „Sieh es als Geschenk!“
Wenn ich unsere Welt von diesem Biest befreie,
gibt es dann wirklich nur noch uns zweie.
Bist du nicht für mich, bist du gegen mich!
Hochzeit oder Maurice? Sag, was willst du nun?
Soll ich deinem Vater doch etwas antun?“
„Niemals!“, schrie Belle aufgebracht, „wie letztens
einst!“
„Nun gut!“, düpierte sich Gaston, „Ganz, wie du
meinst!“
Zwei paar Arme ergriffen nun Maurice und auch Belle.
„Werft sie in den Keller und versperrt die Türe
schnell!“
Gastons Stimme war gut zu hören, wie er Rache schürte.
Belle spürte, wie es ihr den ganzen Hals zuschnürte.
Seine Stimme entwarf Thesen, die überhaupt nicht galten.
Wie sollte Belle es jemals schaffen, Gaston
aufzuhalten?
„Licht heran, zäumet an,
zeigt mir, dass ihr keine Ängste kennt!
Wir schwör'n auf dich, Gaston, reit' du voran!
Durch die Nacht, durch den Wald,
wo in dem verwunsch'nen Schlosse
etwas lauert, was wir vorher niemals sah'n!“
Gaston rief sein Pferd heran und schwang sich nach
oben.
Die and’ren wackeren Kerle blieben auch nicht lang am
Boden.
So ritten sie durchs Städten zur Unterstützung von Gastons
Sieg,
in dessem anscheinend wichtigstem und bedeutsamstem
Krieg.
Jetzt auf einmal waren Parolen und Schlachtrufe von Belang,
obwohl früher nicht mal zum Tontaubenschießen
Schlachtmusik erklang!
„So ein Biest, ja, so groß wie ein Felsen
ruhe nicht, bis Du's tot vor Dir siehst.
Los voran, nehmt das Beil,
nehmt das Schwert, nehmt den Pfeil
in
der Schlacht liegt unser Heil“
Die
Aufgabe bestand: das Schloss zu infiltrieren.
Doch
konnte jedes Schlosstor jede Waffe parieren.
Sie
durften es also nicht erst mit einfachen Dingen versuchen.
Ein
Baum zu fällen wär‘ möglich. Vielleicht einen der Blutbuchen?
Gesagt,
getan! Sie stiegen ab, um mit Äxten und Beilen
einen
jener Bäume zu kappen und dünne Äste abzufeilen.
„Wir
versteh'n das zwar nicht,
doch dies Monster ist so schrecklich,
dass das Blut in unser'n Adern kaum noch fließt!
Nehmt den Dolch, schützt den Leib,
eure Kinder, euer Weib
und euer Pferdchen in dem Stall!
Tod dem Biest!“
Den
blätterlosen Baumstamm tragend
fast
zwei Pferdelängen überragend
bewegten
sich die Dorfleute nur äußerst träge
durch
den dunklen Wald und seine verschlung’nen Wege
bis
sie das Eisentor vor des Biestes Schloss erreichten
und
dieses ihrem Rammbock tat sofort entweichen.
Hoch
oben auf dem Balkon saß Gastons Ziel noch immer.
Ohne
Belle ging’s dem Biest nur noch viel schlimmer.
…
Derweil zurück in Maurice‘ Wohnung
war jedoch etwas nicht ganz in Ordnung.
Belle’s Beutel, der auf dem Tische sollte liegen
hatte sich plötzlich begonnen, zu bewegen.
Durch das Hämmern aus dem Keller, das Pochen und den Stößen
begann sich der Knoten von Belle's Beutel zu lösen
und herauskullerte ein blinder Passagier -
Tassilo – mal wieder - aus zu viel Neugier.
Die kleine Teetasse verstand die Lage sofort.
Belle war nicht aus freien Stücken gegangen fort.
Vielmehr waren sie und Maurice in die Falle getreten
und konnten nur noch um Gottes Hilfe beten.
Tassilo schaute sich suchend um und tat sie dann auch sehen!
Er sah die Axtmaschine nicht weit entfernt von sich stehen!
„Genial!“, dachte die Tasse und sprang zu ihr hinüber.
„Auf so eine Idee kommen nicht mal meine Brüder!“
Schließlich hatte Tassilo wie immer nicht lange nachgedacht
und in der Maschine irgendwie ein Feuer angefacht.
Nun zog die kleine Tasse kräftig an einer dicken Schnur.
Es rauchte, dampfte, ratterte, bis die Apparatur
losfuhr
den Hügel hinunter und sie wurde immer schneller
auf ihrem direkten Wege hin zum verschlossenen Keller.
„Was ist das bloß?“, fragte Maurice und lugte durch einen Spalt nach außen.
"Es hört sich an, als würde irgendwo ein Motor rauschen!?"
Maurice überlegte, was diesen Laut verursachte
und eh' er sich versah, da krachte
plötzlich neben ihm, ihn um Haaresbreite verfehlend
seine Erfindung entzwei, was ein Elend!
Doch als er und Belle nach dem Verantwortlichen schauten,
erkannten sie nur Tassilo an einer Feder herum
schaukeln.
"Das müsst ihr auch mal ausprobieren. Eintritt nur 50 Pfennig!"
"Und selbst wenn," meinte Belle, "das wäre mir zu wenig!"
"Wir müssen uns beeilen und dem Biest zu Hilfe kommen."
"Und bedenke, nie hat jemand das Schloss allein erklommen."
Belle wandte ihren Kopf zum Vater, der zustimmend nickte,
flugs seine Meinung änderte, nachdem er sich selbst zwickte,
um festzustellen, ob er denn doch nur alles träumte.
Es war alles ganz real - so lautete die Pointe.
Drum warteten sie nicht lang und hetzten auf Philippe los
geradewegs über Feld und Wiese zum königlichen Schloss.
…
„Banner hoch, voller Mut
werfen wir uns ohne Angst in das Gefecht
doch die Gefahr uns nicht verdrießt
Fahne weh', singt das Lied
fünfzig Mann in Reih' und Glied
wir sind versiert auf dem Gebiet
jetzt Tod dem Biest!“
„Tod dem Biest, Tod dem Biest
Tod dem Biest, Tod dem Biest
Tod dem Biest, Tod dem Biest,
Tod dem Biest!
Unterdessen vor dem Schloss stemmten Gaston's Männer
den schweren Baumstamm vom Pferde und kamen auf den Nenner,
dass jeweils vier an jeder Seite diesen konnten halten,
und ihn auf Gastons Geheiß hin, kräftig dagegen knallten.
Doch die Pforte war stabil und blieb dies auch ne Weile,
dennoch waren dahinter Lumiere und der Rest in Eile,
Möglichkeiten zu finden, wie sie sie denn stoppen könnten
und auf einmal kam die Idee, wie sie sich einen Spaß gönnten.