Sonntag, 14. April 2024

Die Schöne und das Biest - Walt Disney (PAUSIERT)

Es hat einmal vor langer Zeit

an einem Abend recht viel geschneit

Da lebte ein Prinz, zwar jung und schön,

doch konnte er wahrlich nichts Gutes sehen.

Eine Frau stand gerade vor seiner Türe

und klagte jammernd, dass sie friere.

Doch sein Herz war kalt, seine Seele vernarbt

und deshalb wies er die Alte ab.

 

„Mein Prinz, ich wünsch einen warmen Platz

dann gebe ich dir meinen schönsten Schatz.

Eine Rose, die ewig ihre Schönheit behält,

die viel mehr wert ist, als  Gold und Geld.“

Der Prinz sah sie dafür nur missgünstig an.

„Warum hab ich bloß die Tür aufgetan?

Pack dich, Alte! Sieh, dass du verschwindest!

Sonst setzt es gleich Hiebe, die du nicht verwindest!“

 

Finster sah der Prinz der Frau hinterher,

doch diese trug nun gar keine Lumpen mehr!

Dafür nahm ihm gleißende Helle die Sicht

mit einem Mal stand eine Schönheit im Dämmerlicht

Vor Scham bedeckte der Prinz sein Augen

Er konnt‘ es nicht fassen, er konnt‘ es nicht glauben

„Ach Prinz, das war wirklich nicht sehr schlau!“

„Verzeihet mir bitte, gnädige Frau!“

 

Der Prinz fiel vor ihr auf die Knie,

doch all sein Bitten half ihm nicht viel.

„Dein Herz hat noch nie für jemand geschlagen,

deshalb versuchtest du, mich zu verjagen.

Dein Aussehen soll nun niemand mehr blenden,

drum wird dein Inneres nach Außen sich wenden.

Die Liebe finden wirst du nun nimmer.

Das sei dein Schicksal für ewig und immer

Du wirst ein Biest sein, so werd' ich mich rächen.

Doch gibt's einen Weg, den Zauber zu brechen.

 

Schaffst du es als Biest, die Liebe zu finden,

und sollt' dann ein Mädchen für dich so empfinden,

wirst du und dein Hofstaat vom Kummer befreit

und für die Hochzeit sei alles bereit.

Doch wenn die Rose ihr letztes Blatt verliert,

hast du deine Schönheit für immer verwirkt.

Kannst du dich denn nicht bis dahin beweisen,

wirst du samt Schloss auf ewig verwaisen.“


Einen magischen Spiegel ließ sie ihm auch

bevor sie verschwand in Nebel und Rauch

mit einem für ihn stinkend süßen Geruch.

„Was zum Henker war das für ein Spruch?“

Vor sich hin murmelnd drehte er das Objekt

dann warf er es fassungslos weg ins nächste Eck.

Verzweiflung kam in ihm nach oben gekrochen.

Die Magierin hatte die Wahrheit gesprochen.


Jahre zogen vorbei und hinterließen ihre Spur,

Bald bewohnten Wölfe den friedlich Wald und Flur.

Hier gab es einen Ort, wo ein Erfinder mit der Tochter wohnte

und in des Städtchens Mitte ein großes Gasthaus thronte.

Gaston, der Besitzer, war ein bekannter Prolet.

Stattlich, gutaussehend, trank viel Bier und auch Met.

Doch Belle wollte niemand wie ihn als Gefährten.

Lieber jemand mit Würde und andern inn'ren Werten.


Charakter stand für Belle stets an erster Stelle

und bei Gaston wusste sie, er war nicht ganz helle

Die Leute im Städtchen lebten ihre heile Welt

Sie akzeptierten niemanden, der sich dagegenstellt.

Und während jedes and‘re Mädel sich die Taille schnüre,

liebte die gute Belle ihre tägliche Lektüre.

Ihr Vater bat sie noch schnell nach der gebrauchten Säg‘,

danach machte sie sich singend in die Stadt auf den Weg.


"Uns're Stadt ist ein ruhiges Dörfchen

jeder Tag bringt dasselbe nur.

Uns're Stadt voller kleiner Leute,

stets boniert und stur"

Schon flog das nächste Fenster auf,

die Frau rief laut "Bonjour."

Und auch noch drei weitere schrien

Bonjour, bonjour, bonjour.


"Da ist der Bäcker wie an jedem Morgen

mit seinen Broten hier zur Stell'.

So geht's tagaus, tagein, 

seit wir hier trafen ein.

in der Stadt am End der Welt."


Am Bäckerstand blieb Belle kurz stehen

da er sie fragte, wohin sie würde gehen.

Sie zeigte ihm kurzerhand das gelesene Buch, 

doch da sprach der Bäcker schon mit neuem Besuch.

Belle zuckte mit den Schultern und machte sich weiter.

Um sie rum quatschen die Dorfbewohner heiter weiter.


"Seht sie euch an, die Kleine ist doch seltsam,

verwirrt, zerstreut und ganz speziell.

Lässt sich auf niemand ein,

steckt voll Fantastereien.

Keine Frage, sie ist komisch diese Belle."


"Bonjour!" "Bonjour!" "Grüß die Familie!"

"Bonjour!" "Bonjour!" "Grüß mir dein Weib!"

"Verkauft mir Eier!" - "Sind viel zu teuer!"


Während Belle weiterhin 

durch die schmalen Gassen ging,

hörte sie wie die anderen ihre Wunden trafen

und lauthals mit den anderen über sie sprachen.

Was sie und Maurice, ihr Vater, heimlich treib'

"Es geht doch nicht, dass ich hier länger bleib"


"Seht sie euch an, ist sie nicht eigentümlich?

Sind sie wohl glücklich, Mademoiselle?

Mit verträumten weitem Blick

und ein Buch findet sie schick.

So ein Rätsel für uns alle diese Belle."


Mitten im Ort an einem Brunnen

hörte man Belle ihr Lied weitersummen.

Dann setzte sie sich auf den Brunnenrand

und sang, wie sie das Märchen fand,

im Buch, welches sie gerade hat getauscht,

nachdem sie mit dem Buchhändler nett geplauscht.

Doch die Schafe am Brunnen mochten das weniger,

eins von ihnen fand die Buchseite köstlicher,

bis sie vom Schäfer wurden weggejagt.


"Ist doch kein Wunder, dass ihr Name 'schön' heißt,

denn diese strahlt und leuchtet hell!"

"Aber hinter der Fassad', ist sie, fürcht ich, ziemlich fad."

"In keiner Weise gleicht sie uns.

Wer wagt denn den Vergleich mit uns?

In keiner Weise gleicht sie uns, die Belle"


Plötzlich peitschte ein Schuss durch die Luft.

Im Schatten verdeckt stand der Schuft

mit LeFou, seinem kleinen Untertan,

der meinte, der Schuss hätt' gutgetan.

Gaston sei der Meister aller Jagdbüchsen,

und sämtliche Weiber könnte er fixen.

LeFou hat zwar Recht, doch Gaston verwies auf jene

die ihm seither hat gemacht nur Ärger und Späne.  


"Als ich zum ersten Mal sie traf, sie ansah,

sagt' ich 'wie schön, verlieb dich schnell'.

In der Stadt da gibt's nur dich,

bist genauso hübsch wie ich.

Darum mach' ich sie zu meiner Frau, die Belle."


Mit schnellem Schritt ging er ihr nach,

überlegte, ob er ihren Wünschen entsprach

Er lies einen Gedanken lang im Kopf kreisen:

Belle würde ihn nie in die Schranken weisen!

Verbohrt wie er war, merkte er nicht,

wie die and'ren Dirnen sich schoben ins Licht,

damit er diese doch auch endlich mal sehe.

Gaston jedoch hing zähe an seinem Plan der Ehe.


"Da geht er hin, wie wohlgeraten.

Monsieur Gaston, ist er nicht toll?

Schweig still, mein Herz, ich kann kaum atmen.

Für mich ist er ein stattlicher Apoll."


Belle lief unbehindert weiter gen ihres Vaters Haus

Wie immer war ihr Stadtbesuch für manch Leut' ein Graus

Für andere vielleicht ein willkommenes Fressen

Doch Belle lies sich davon nicht weiter stressen

Lieber verschwand sie komplett in ihren Träumen

Was sollte sie denn schon Wichtiges versäumen?

Ihr Vater war ihr Ein und Alles, das Wichtigste im Leben

'nen Proleten wie Gaston brauchte sie sich nicht geben.


"Da läuft sie hin, das Mädchen ist doch seltsam.

'Ne ganz besond're Mademoiselle.

So ein Jammer und 'ne Last,

dass sie nicht zu uns passt.

Vielleicht weiß sie gar nicht was sie will.

Sehr hübsch, doch mit ganz eignem Stil.

Aber wirklich für uns zu skurril, die Belle!"


Erschrocken sah Belle hinter sich,

da der Gesang plötzlich verblich.

Gaston kam ihr charmant entgegen,

doch Belle wehrte sich prompt dagegen.

Er solle doch bitte ihr Buch aufheben,

vom Dreck befreien und es ihr wiedergeben

Gaston machte Belle erneut klare Avancen.

und sagte Niemals wieder hätt' sie bessere Chancen.


Belle wusste sich nicht aus noch ein

Gaston hing an ihr wie ein schwerer Stein

Ein Treffen mit ihm im örtlichen Lokal

ließ Belle beantwortet mit "ein andermal"

Dann kam er zu dem Geisteszustand vom alten Maurice,

was Gaston augenblicks ins Abseits schießen lies.

Belle wusste "mein Vater ist nicht irre, er ist ein Genie."

Prompt explodierte es im Haus hinter ihr und schrie.


Mit flinken Schritten eilte Belle 

ihrem Vater Maurice zur Stell',

ignorierte Gastons erst finsteren Blick

und ließ den Jäger hinter sich zurück.

LeFou neben ihm fing drauf an zu lachen

und Gaston konnt' es selber nicht besser machen,

stimmte also ins Gelächter mit ein

und stieß anschließend LeFou gegens Bein.


Hustend bahnte sich Belle einen Weg durch den Keller

während Qualm und Ruß zog durch das Gemäuer.

Die erfundene Hackmaschine tat sich von selber biegen

und Belle fand Maurice schließlich im Drecke liegen.

Eilig half sie ihm zurück auf seine Beine.

Er griff nach dem Hammer, wollt' sie schlagen in kleine

einzelne metallene Haufen von Schrott.

Doch Belle rief lauthals "Nicht so flott!


Natürlich wirst du auf dem Markt morgen siegen!"

"Und wie soll ich bitte dieses Ding in Gang kriegen?",

schimpfte der störrische, ziemlich kleine Erfinder.

"Das ist ein Schrotthaufen, nicht mehr und nicht minder...

Wir sind schon jetzt arm, nachher liegt noch mehr in Scherben."

"Aber wenn du sie reparierst, wirst du weltberühmt werden."

Ihre Worte brauchten nicht lang, ihn zu überzeugen.

Kurz darauf tat sie sich mit Zangen zu ihm beugen.


Einen Moment später glückte auch die Jungfernfahrt,

jetzt brauchte er nur noch Nerven wie Draht.

Er würde durch den Wald knapp 4 Stunden brauchen

Die Zeit und der Weg würden schnell an ihm schlauchen.

Doch versprach Maurice Belle vorsichtig zu reisen,

und er wollte sich selbst auch sein Können beweisen.

So sattelte der Mann auf den braunen Philippe

und machte sich zügig auf den langen Weg.

 

Stunden später trabte Philippe auf einsamer Flur

Von einem nahen Ende weit und breit keine Spur.

Maurice suchte verzweifelt auf seiner Karte,

ob nicht irgendwo eine Lichtung bald nahte.

Mit einem Mal wurde es plötzlich ordentlich finster

und schwarze Gestalten durchzogen Büsche von Ginster.

Philippe stapfte ängstlich mit dem Karren nach hinten.

Dieser stieß unsanft gegen mehrere Linden.


Und schreckte dadurch schlafende Fledermäuse auf.

Maurice rief panisch: "Lauf, Philippe, lauf!"

Der Wettbewerb war ihm plötzlich so egal,

die Gefahr hier im Wald dagegen sehr real.

Maurice reizte Philippe und gab ihm die Sporen,

ehe sie sich versahen, wären beide verloren.

Denn so schnell sie auch um ihr Leben ritten.

Die Wölfe erreichten sie bis auf wenige Schritten.


An einem Abhang kam Pferd und Karren zum Stehen,

aber Maurice blieb keine Zeit sich um zu sehen.

Natürlich dachten beide weiter an Flucht,

doch Philippe bäumte sich auf und mit Wucht

landete Maurice unsanft auf der Erde.

Nichts blieb ihm mehr von seinem Pferde.

Philippe war mit dem Karren nicht mehr zu sehen.

Und trotzdem musste es irgendwie weitergehen.


Maurice setzte sich auf, richtete seinen Hut,

fasste sich ein Herz und auch seinen Mut

noch einmal nach seinem Pferd zu rufen.

Doch kam nur Wolfknurren anstatt Pferdehufen.

Panisch ergriff Maurice die Flucht nach Vorn,

stürzte, und stand dann perplex vor Eisentor'n

"So hilf mir doch jemand!", hämmerte er laut dagegen,

drückte ein drittes Mal, jetzt ließ 's sich bewegen!


Mit letzter Kraft stieß er das Tor füßlings zu.

Er hatt's geschafft, vor den Wölfen seine Ruh'.

Nur verlor er in der Hektik seine Mütze,

sie fiel in die Pfütze, war zu nichts mehr nütze.

Ehrfürchtig betrat er das verlass'ne Gemäuer.

"Nein, hier ist es mir nicht geheuer!"

Dennoch fragte er "Ist jemand hier?

Ich hab mich verirrt. Bitte verzeihet mir!"


Von Säulen verdeckt stand eine Uhr und ein Leuchter,

die sich leise fragten, ob er wär ein Heuchler?

"Kein Wort mehr, Lumiére! Halt deinen Mund!"

flüsterte Von Unruh, doch Lumiére tat sich gleich kund.

"Ich hab mein Pferd verloren, ich brauch eine Bleibe.

Nur über Nacht! Bitte! Ich zittre am ganzen Leibe."

Nun hatte auch Von Unruh Mitleid mit dem Mann:

"Wenn der Herr das mitkriegt, sind wir beide dran!" 


"Aber natürlisch mein 'err. Sie sind hier willkommen!"

Maurice erschrak kräftig und griff beklommen

nach der einzigen Lampe auf dem gesamten Tisch,

wedelte mit Lumiére wild herum und frage sich,

woher diese Stimmen wohl kommen würden.

"Na Prima", tönte Von Unruh und stand vor neuen Hürden,

denn Maurice griff nun verwirrt die sprechende Uhr

und fragte sich laut "Wie funktioniert die nur?"


Er klappte das Visier auf und drehte an den Zeigern.

Von Unruh versuchte sich entgeistert zu verweigern.

Lumiére lachte sich insgeheim lange ins Fäustchen,

wusst' er doch genau, Maurice braucht jetzt ein Päuschen

Diesem war trotz den beiden nicht ganz geheuer,

doch folgte Lumiére ins Kaminzimmer vors Feuer.

Dort wies der Kerzenleuchter ihn in den Sessel des Herrn.

Von Unruh sah das Ganze erneut nicht sehr gern.


Auch wenn er einst als Hofrat Befehle erteilte,

war stets er es, der nie lang verweilte

wenn jemand Fremdes sein Schicksal ereilte,

und der Herr dies meist von sich aus verteilte.

Wie könnte Maurice auf einen Tee verzichten,

wenn sich Madame Pottine und Tassilo verpflichten?

"Mama, sein Schnurrbart kitzelt mich ziemlich!",

lachte Tassilo, obwohl's blieb nicht mehr lang friedlich.


Und schließlich knallte eine andre Tür aus den Angeln

und Lumiére versuchte, an der Antwort lang zu hangeln

auf die Frage wer da unerlaubt in seinem Sessel säße.

Als Hausherr mache er mit Fremden selten Späße.

Maurice sah um sich und erschrak sodann.

Ein scheußlich Gesicht zog ihn in den Bann.

"Was starrst du Fremder eigentlich so an?"

"Gar nichts!" Ruhe "Du wolltest mich anstarr'n"


Maurice würde das Untier nicht weiter plagen,

und er packte den armen Mann fest am Kragen.

Eh es sich für Lumiére und die andern erschließ,

sperrte das Biest Maurice ins Verließ.

...

Belle verbrachte ihre Zeit mit Warten und Lesen,

doch waren ihre Gedanken stets beim Vater gewesen.

Sie wusste nicht, wie es ihm war ergangen.

Wusst' nicht, welche Schandtat an ihm wurd' begangen.


Auch ahnt' sie nicht, was Gaston inzwischen betrieb

und wie er vor ihrer Haustür siegreich die Hände rieb.

Gaston dankte allen Gästen für ihr Erscheinen,

Nur die andern jungen Dirnen taten vor Kummer weinen.

Er stellte sich in Pose, bereit bei Belle zu läuten

und sie anschließend als Braut raus zu geleiten.

Sobald er es schaffte, Belle zur Heirat zu beknien,

solle LeFou die Kapelle zum Spielen dirigieren.


Belle ihrerseits spielte selbst gern Scharade

und hielt Gaston standhaft ihn ihrer Parade.

"Ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt,

aber dennoch bin ich lang nicht so verzweifelt!"

Jetzt begann Gaston auch noch, Belle zu bedrängen

und wollte ihr an der Tür einen Kuss aufzwängen.

"Tut mir leid", sagte sie, "ich verdiene dich nicht." 

Sie drückte die Klinke und er verlor's Gleichgewicht.


Schnell schob Belle einen Riegel vor die Tür,

während Gaston einen Hechtsprung vollführ.

Er landete schreiend in einer Pfütze voll Schlamm,

in der zufällig auch ein Ferkel schwamm.

Wütend packte er den dirigierenden LeFou,

und warf ihn beschimpfend zum Schwein dazu.

LeFou schüttelte den Kopf und schaute befremdlich.

"Du liebe Güte! Ist der vielleicht empfindlich!"


Wenig später ging Belles Haustür dann auf

und sie schaute vorsichtig um die Ecke hinaus.

Seufzend nahm sie eine Hand voll Federviehfutter

und warf's in Garten, vor die Hühner und Entenmutter.


"Könnt ihr euch das vorstellen, 

er hat mich gebeten, ihn zu heiraten!

Ich! Die Frau dieses ungebildeten Hirnlosen!" 


Kopfschüttelnd band sie sich ein Kopftuch um,

während sie erneut ihr Liedchen sung.


"Madam Gaston! Ist so was möglich?

Madam Gaston, sein kleines Weib?"


Im gleichen Rhythmus schlug sie ein loses Brett,

das auf 'nem Fass lag, mit ihrem Fuße weg.


"Mein Herr, nicht mich! 

Das garantier ich!

Es geht doch nicht, dass ich hier länger bleib!"


Belle warf auch ihr Kopftuch in hohem Bogen

zu den Hühner und Enten auf den Boden.

Dann lief sie und lief sie auf einen Hügel flugs

auf dem Mohn und Pusteblumen wuchs.

Sie warf ihre Arme weit ausgebreitet in die Höh',

stellte sich vor, den ganzen Horizont zu sehn.


"Ich möcht' die ganze Welt für mich erfahren.

Ich möcht' viel mehr, als ich jetzt fühl'."


Zwickte ab eine Blume in ihrer Nähe,

auf das ihre Blüte im Winde verwehe.


"Vielleicht wird's mir so ergehn, 

dass mich jemand wird verstehn.

Ich möcht so viel mehr als schon geschehn ..."


Kaum dass Belle sah der Blume hinterher,

ertönte ein Wiehern von irgendwoher.

Sie richtete sich auf und sah von weitem

ihren lieben Phillipe auf sich zu reiten.

Belle hob dem Pferd ihre Hände entgegen,

so ließ er sich immer zum Stehen bewegen.

"Phillipe, ganz ruhig! Wieso bist du allein?!

Wo ist Papa? Sag mir, wo kann er sein?"


Philippe scharrte aufgewühlt mit den Hufen.

als würde er Belle 'Steig auf' zurufen.

Sie zögerte nicht, schwang sich auf sein Rücken,

tat ihm ihr Bein in die Flanke drücken

und Phillipe führte sie den gleichen Weg entlang

den einst vor paar Stunden ihr Vater auch nahm.

Auch Belle erschauderte vor dem imposanten Palast,

aber entdeckte sofort Maurice Mütze im Morast.


"Papa!", rief sie traurig und schaute zum Schloss,

während aus ihren Augen die erste Träne floss.

Belle fasste sich schnell wieder und ging zur Pforte,

sie war kein Mädchen der ängstlichen Sorte.

Sie drückte kräftig, bis sie einen Spalt offen stand

und quetschte sich förmlich ins Niemandsland.

Belle sah sich fragend im Kreise um,

doch alles hier im Schloss blieb beängstigend stumm.


Lumiére und Von Unruh waren nicht an ihren Posten,

Von Unruh tat die gesamt Zeite motzen.

Was Lumiére sich gedacht habe, Maurice einzuladen,

immerhin hatte er jetzt dafür den Schaden zu tragen.

Und während Von Unruh weiter gestikulierte,

und Lumiére ihn dafür parodisierte,

lief Belle ungehindert an beiden vorbei

den Flur entlang und rief ihren Vater dabei. 


Sie schreckten zusammen und sprangen vom Tisch,

lugten in den Flur und wunderten sich.

"Es ist ein Mädchen!", rief Lumiére freudig erregt,

währenddessen es Von Unruh die Sprache verschlägt.

"Das sehe ich auch!", erwiderte er prompt.

"Sie wird diejenige sein, die uns zu erlösen kommt!"

Eilig hasteten Uhr und Leuchter hinter Belle her

und öffneten lautstark die Tür zum Kerker.


Belle vernahm das Knarzen der alten Tür

und sah als ein gutes Omen dafür,

dass ihr Weg sie hier wohl entlang führte.

Obwohl ihr die Aufregung die Kehle zuschnürte

stieg sie die Treppen bis ganz unters Dach.

"Belle?", fragte Maurice mit leiser Stimme schwach.

Als diese ihren Vater eingesperrt sah,

wollte sie sofort wissen, wer das war.


"Papa, deine Hände sind ja wie aus Eis!"

"Ich weiß, Belle, aber wir drehen uns im Kreis.

Ich möchte, dass du diesen Ort hier verlässt."

Doch Belle hielt seine kalten Hände ganz fest.

"Niemals, Papa. Ich werd' dich rauslassen.

Ich muss doch jetzt auch auf dich aufpassen."

Kaum hatt' sie's gesagt, tat es hinter ihr knallen

Die Tür hinter einer Gestalt ins Schloss sah sie fallen.


Belle wich rücklings an die Mauer zurück

und behielt schweratmend die Gestalt im Blick.

"Wer ist da? Wer bist du?", fragte sie angsterfüllt.

"Der Herr dieses Schlosses", kam es zurück gebrüllt.

"Bitte lass meinen Vater raus! Siehst du nicht, dass er hustet!"

"Das ist mein Zuhaus'", rief das Biest gefrustet.

"Er hätte hier nicht eindringen dürfen!"

"Hör auf mit deinen Vorwürfen! 


Er hätte einfach nur eine Bleibe gebraucht!"

"Dann wär er hier besser nicht aufgetaucht!

Er bleibt hier und ist weiter gefangen!"

"Es muss doch aber gehen, nach Hause zu gelangen?"

Belle dachte kurz nach und rief "Nimm mich für ihn!"

"Du würdest wirklich seinen Platz einnehm'n?"

Maurice machte Anstalten, das nicht zu dulden,

dass Belle tatsächlich übernehme seine Schulden.


"Wenn ich es tu,", fing Belle an, ließ Maurice erblassen,

"würdest du ihn dann wirklich gehen lassen?"

Das Biest nickte. "Ja, aber du musst mir versprechen,

immer hier zu bleiben und nie die Regeln zu brechen."

Belle nickte und bat dann den Schlossherrn ins Licht

um zu sehen, wem sie eben ihre Zukunft verspricht.

Belle grauste vor dem wahren Anblick des Herrn.

Doch Versprochen war versprochen, sie hatte zu gehör'n.


"Bitte verschone meine Tochter!", bat Maurice den Hünen.

"Sie hat für mein Eindring'n hier überhaupt nicht zu sühnen."

Das Biest warf ihn in die Kutsche, die von Moos war überwachsen,

rief "Bring in in dein Dorf." und sie befreite ihre Haxen.

"Ihr Schicksal geht dich nichts mehr an!", rief das Biest ihm nach,

und kehrte in den Turm zurück, wo Belle zusammenbrach

Schniefend rufend "Nicht mal Lebewohl durfte ich ihm sagen."

"Möchtest du hier oben bleiben? Soll' ich dich vielleicht tragen?"


Belle schaute das Untier ganz verdattert an,

merkte aber zügig, da war keine Lüge dran.

Sie folgte ihm langsam durch die dunklen Gänge.

Und dachte aber auch daran, welche Menge

an Einbußen sie sofort hatte zu akzeptieren.

Sie hatte nicht den Hauch 'ner Chance etwas zu monieren.

Angekommen in einem etwas hell'ren Flügel,

schubste es sie ins Zimmer, welches gar nicht mal war so übel.


Obwohl ihr Gemach sah sehr ergötzlich

war Belle jedoch komplett untröstlich.

Schluchzend fiel sie auf ihr Bette,

ach wenn sie doch nur mal Glück hätte.

Stattdessen saß sie fest in diesem Gemäuer.

Wenn ihr doch der Hausherr bloß wäre geheuer!

Ihren Vater verloren im dunklen Wald.

Hoffentlich war er zu Hause bald!


Das Gasthaus derweil erstrahlte im hellen Glanz.

Drinnen herrschte gute Stimmung, Musik und Tanz

Nur Gaston war nicht nach Feiern zumut'.

Grübelnd und wütend starrte er in die Glut.

Er wünschte dem Krug 'nen guten Flug,

leerte sein Bier mit einem einzigen Zug,

schmiss ihn dann sauer ins Feuer hinein

und stemmte den Ellbogen auf sein Bein.


"Du siehst ja heute ganz schlecht aus, Gaston!

So völlig am Boden zerstört.

Jeder würd' hier gern wie du sein, Gaston,

auch wenn deine Fäuste er spürt!"


LeFou, sein Begleiter, hatte erkannt:

Gaston war viel zu sehr angespannt.

Doch er wäre nicht LeFou,

wenn er nicht im Nu

ein kleines Lied hätte angestimmt,

welches Gaston die schlechte Laune nimmt.


"Hier wird kein Mann so sehr bewundert wie du.

Bist Jedermanns bester Freund.

Hier bei uns bist du der größte Filou

und hier weiß alle Welt doch den Grund."


LeFou sprang beim Singen in der Gegend herum,

stiftete an, der Rest blieb nicht lang stumm.

Kurzerhand sang das ganze Gasthaus mit

und folgte LeFou auf Schritt und Tritt.


"Wer ist schick wie Gaston, wer ist flink wie Gaston?

Wessen Hals ist so unglaublich dick wie Gastons?"


Je mehr Loblieder LeFou über ihn sang,

verliebte Gaston sich in diesen Klang.

Er baute sich auf, streckte die Brust.

War voller Stolz und nimmer voll Frust.


"Hier ist kein Mann so überaus männlich.

Redlich, solid, tadellos.

Frag nur nach und man sagt dir 'Den kenn ich'.

Und sein Kumpel zu sein finde ich ganz famos."


Zwei Männer an der Theke griffen schnell zu.

Im Takt des Liedes schwangen sie LeFou

weit nach vorn und auch nach hinten,

als ob die alle komplett spinnten.

Gaston sang alsbald sein Lied weiter,

die Stimmung war wirklich sehr heiter.


"Niemand war wie Gaston, je so 'in' wie Gaston.

Keiner hat so ein Grübchen im Kinn wie Gaston."

"Ach ich Prachtexemplar, ich bin furchterregend."

"Das ist ein Kerl, der Gaston!"


Ebenfalls konnten noch andre viel berichten,

und taten auch nicht darauf verzichten,

selbst ihren Beitrag zum Lied beizusteuern

und Gastons Großartigkeit zu beteuern.

LeFou tat derweil ziemlich unbeschwert,

hat sein Maß Bier gleich hinter sich entleert.


"Ruft fünf 'Hurras', ruft zwölf 'Hipp-Hipps'

Gaston ist der Beste, aller andern ein Witz."


Worauf Gaston sich das Gesicht abwischte,

angesäuert seine Faust spitzte

um dann wie Bud Spencer und Terence Hill

LeFou eine zu scheuern, sodass dieser fiel.

Die anderen taten unentwegt weiter singen,

beobachteten Gaston mit weiteren ringen.


"Niemand kämpft wie Gaston, haut uns um wie Gaston."

"Es gibt keinen, der so kräftig beißt wie Gaston."

"Kein Ersatz ist so stämmig und sehnig

und mein Bizeps ist ganz wunderbar."

"Und kein Gramm an ihm klapprig und kränklich."

"Und seht meinen Körper, er strotzt voller Haar!"


"Keiner trifft wie Gaston, ist gewitzt wie Gaston.

Und im Spuckwettkampf keiner so spuckt wie Gaston."

"Ja, ich spucke ganz hemmungslos in die Gegend."

"Das ist ne 10 für Gaston!"


Gaston tat sich noch weiter mit anderen messen

und schließlich erklären, was er immer tat essen,

damit er stets kräftig und muskulös blieb,

egal wo er sich auf der Jagd umhertrieb.


"Als Knabe hab ich mir vier dutzend Eier 

am Morgen zur Stärkung verpasst.

Als Mann ess' ich jetzt über fünf dutzend Eier

und jetzt bin ich so groß wie ein Mast."


Als ob's noch nicht reichte, griff er zum Gewehr,

wirbelte es durch die Luft, als wenn's nichts weiter wär.

Schoss dann gradaus dreimal ins Fass hinein.

Sie sollten die neuen Zapflöcher sein.

Und wirklich füllten sich alle Bierkrüge,

keiner war vom vielen Alkohol müde.


"Niemand schießt wie Gaston, trifft ins Ziel wie Gaston."

"Und läuft rum und gibt an wie ein Ochs', der Gaston."


Mit selbstgefäll'gem Lächeln, genau sein Stil,

dachte er an sein neues altes Ziel.

Er stapfte zurück zu seinem Jagdthron,

Belle würde schon noch bekommen ihren Lohn.

Er breitete seine Arme endlos weit aus,

er wusste, da wurde noch etwas draus.

 

"Und für mich sind Geweihe die einz'ge Zierde."

"Was für ein Kerl, Gaston!"


Und während die anderen die letzte Passage sangen,

sprang die Tür auf und Maurice erschien mit roten Wangen.

Ganz aufgelöst rannte dieser in den Raum,

sah verwirrte Gesichter und glaubte kaum,

dass ihm seine Geschichte jemand abkaufen würde.

Sein Anders sein war ihm schon immer eine Hürde.

Doch Maurice versuchte, sich zu erklären,

dass man sich endlich müsste wehren.


Maurice rief: "Er hat Belle in ein Verließ gesperrt."

Doch niemand im Gasthof fühlte sich bekehrt.

Stattdessen fragte der Wirt, wer es denn sei gewesen.

"Ein Biest, ein furchtbar abscheuliches Wesen!"

Daraufhin brach ein großes Gelächter aus

und die anderen Gäste machten sich ein Spaß draus

Maurice nach dem Biest weiter auszufragen.

Ihm bereitete das Ganze sichtlich Unbehagen.


Doch's Fragen ging weiter, bis Gaston Einhalt gebot.

Das Biest hätte Maurice schon genug bedroht.

"Wir helfen Dir gerne, Maurice, alter Junge.",

hörte er und bekam endlich Luft in die Lunge,

da der ganze Schmerz ihm dem Atem nahm.

Maurice blickte neben sich und fühlte am Arm

zwei kräft'ge Hände, die ihn nach draußen stützten.

Er ahnte nicht, wozu diese eigentlich nützten.


So landete Maurice kopfüber im Schnee.

Nach draußen geworfen! Alles tat ihm weh!

Mühsam rappelte er sich in die Höh'.

Was war das hier nur für ein boshaft Milieu?

"Will mir denn niemand helfen?", fragte er wimmernd.

Aus dem Gasthof strahlte das Licht schimmernd.

Maurice zog von dannen, die Mütze im Gesicht,

während sich Gaston im Gasthof mit LeFou bespricht.


'Der verrückte alte Maurice', dachte Gaston leis',

'Was würd Belle für ihn tun? Wer weiß?'

Gaston hörte kurz auf zu denken

und tat seinen Kopf zu LeFou senken.

Er stimmte die Melodie vom Lied eben an

als er den Dialog zu singen begann.


"So eben musst ich mal denken."

"Das solltest du nicht tun!"

"Ich weiß!"

"Doch der steinalte Typ ist Belle's Vater.

Ein vertrottelter, schwachsinn'ger Greis.

Also fing mein Verstand an zu ticken,

seit ich sah diesen törichten Mann.

Da versprach ich mir selbst, dass ich heirate Belle

und jetzt habe ich folgenden Plan."


Gastons Lied wurde bald wieder lauter.

LeFou war nicht umsonst sein Vertrauter.

Zügig stimmten die andern wieder mit ein,

und Gaston schenkte ihnen ein reinen Wein.


"Niemand trickst wie Gaston, hat auch List wie Gaston."

"Überrumpelt die Blöden gewitzt wie Gaston"

"Deshalb werden wir bald seine Hochzeit feiern!

Was für ein Kerl! Gaston!"

 

4 Meilen entfernt in Belles Zimmer

wurde deren Laune leider schlimmer

denn das Biest wummerte mit den Fäusten

wütend gegen die Zimmertür. Es brüllte:

"Du begleitest mich zum Essen. Das ist keine Bitte!"

Im Zimmer hörte er Belles hastige Schritte.

"Ich habe keinen Hunger!", sagte sie nur. 

"Du kommst jetzt sofort raus!", beharrte er stur.


Schließlich schlug er ein letztes Mal mit Wucht dagegen.

"Nun gut, wenn du darauf Wert tust legen,

und nicht mit mir zu Abend isst,

kriegst du auch die nächsten Tage nix.

Bleib da drin und verhungere, wirst es schon sehen!

Du kannst Nahrung nicht ewig verschmähen!"

Danach verschwand es so plötzlich wie es kam.

Und schwupps hatte Lumiére wieder Ninette im Arm.


Die beiden turtelten rücksichtslos herum

und vergaßen dadurch komplett, warum

Lumiére eigentlich  auf Belle's Tür achten sollte:

damit sie nicht mache, was immer sie wollte.

Und Selbst wenn Belle hätte die Tür ausgehängt - 

der Kerzenständer war viel zu sehr abgelenkt.

So schlich sich Belle auf ihre eigene Weise

lautlos Richtung Küche davon, ganz leise ...


Doch dann merkte Lumiere schließlich doch,

dass es auf einmal nach Abendbrot roch.

"Mince alors! Sie ist aus dem Zimmer gegangen!",

rief er und beeilte sich, hinter Belle her zu gelangen.

In der komplett verwandelten Küche

tummelten sich viele verschied'ne Gerüche.

Der Koch meckerte über sein letztes Meisterwerk

 und ob irgendjemand überhaupt noch was merkt.


"Wieder wandert ein leckeres Mahl in den Schrott!"

"Ab in den Müll damit, unzwar bisschen flott! ...

Oh! Entzückt, dass Sie uns doch noch beehren!,

meinte von Unruh zu Belle und begann zu erklären:

"Brot, ein Apfel, bisschen Wasser und Wein.

Mehr sollte es dann aber auch nicht sein."

Lumiere jedoch, der auch gerade erschienen,

meinte erbost, Belle tät etwas Besseres verdienen.


Belle wunderte sich. Sie hatte nichts gesagt,

geschweige denn sich über Hunger beklagt.

Souflees, Suppen, Braten, noch mehr Allerlei,

reichte Lumiere herum, der Rest kam selbst herbei.

Auch Bierkrüge fingen plötzlich an zu singen

und Belle sah Von Unruh ständig mit sich ringen.


"Ma chere Mademoiselle, 

es erfüllt uns mit tiefstem Stolz

und größtem Vergnügen

Sie heute hier begrüßen zu dürfen.

Und jetzt laden wir Sie ein, sich zu entspannen.

Nehmen Sie doch Platz,

denn nun präsentiert das Esszimmer ihr Diner!"


Bevor von Unruh irgendwas dagegen unternahm,

Lumiere das Selbstbewusstsein überkam.


"Sei hier Gast! Sei hier Gast!

Wir bedienen ohne Hast.

Die Serviette um den Hals, Cherie.

Dass du hier nichts verpasst."


Als der Kronleuchter begann, den Tisch zu erhellen

Tat hinter Belle sich ein Stuhl hinstellen. 

Langsam sank Belle darauf nieder

und hörte weiter Lumieres Lieder.

Das Sitzmöbel reichte die besung'ne Serviette,

Belle legte das Stück Stoff laut Etikette

über ihren Schoß und lauschte weiter.

Ihr Lächeln wurde vor Hunger ebenfalls breiter. 


"Soup de jour in Terrinen, 

wir sind hier um dir zu dienen.

Versuch mal das da, schmeckt vorzüglich.

Frag's Geschirr, du weißt, das lügt nicht.

Beim Gesang und beim danse,

denkt man gleich nur 'vive la france'

Schlechtes Essen wird von jedem hier gehasst.

Lies sie genau die Karte,

sie's von unserer Warte.

Sei hier Gast, sei hier Gast, sei hier Gast!"


Natürlich stand Lumieré nicht die ganze Zeit still

er hüpfte währenddessen herum wie ein Mandrill.

Tanzte hier mit ein paar Tassen,

tat da seinen Lieblingswedel fassen.


"Rindsragout, ein Souflé, 

und den Pudding en flambé

Wir richten her und das mit Flair

ein kulinarisch Cabaret."

Bist allein in dem Leid

ist das Menü für dich bereit.

Hier soll keiner lamentieren

wenn Bestecke amüsieren."


Von Unruh guckte komplett perplex

trug schon bald mehr als nur ein Klecks.

Wischte sich ab am nächsten Handtuch

Probierte dann einen neuen Versuch.

Von Unruh ignorierend

machte Lumieré irritierend

auf einem Tablett sich in die Höh'

und sagte nicht einmal adieu.


"Wir erzählen, als wär's nix

jeden neuen Kerzenwitz.

Und worauf du wetten kannst, das hat Geschmack.

Komm und erheb dein Glas,

wir gönnen dir den Spaß.

Du bist hier Gast.

Drück dich 'ne Last,

gönn' dir doch beim Essen Rast!

Sei hier Gast! Sei hier Gast! Sei hier Gast!"


Kaum war der Leuchter wieder unten,

tat von Unruh bei ihm punkten.

Schließlich konnt' die Lage alle deprimieren,

Lumieré und Von Unruh unter zwei Salzstreuen frieren.


"Es kann so deprimieren,

darf ein Diener nicht servieren.

Er fühlt sich hohl, der Gäste Wohl

hat er im Sinn.

Ah, wo ist die Zeit, als man uns brauchte.

Plötzlich war die alte Zeit dahin."


Die Streuer über ihnen taten ihren Inhalt verteilen.

Und Von Unruh wollte nicht mehr länger darunter verweilen.

Salz sammelte sich auf dessen Kopf

Lumieré tat indessen wie armer Tropf.

Klopfte das weiße Zeug von ihm herunter.

Sekundenlang bettelnd, und plötzlich wieder munter.


"Zehn Jahre dem Roste trutzen,

wir wollten so viel mehr als putzen.

Wir brauchten Übung, 'ne Chance für das Talent.

Fast jeden Tag verdösen wir zu Hause,

schlapp wie Fett und nölig.

Da kommst Du, jetzt sind wir fröhlich."


In der Küche erklang erfreut

Madame Pottine und erneut

war ihr kleiner Tassilo

auch über Belles Erscheinen froh.

So sang schließlich auch sie

und freute sich wie sonst nie.

Mit Belle war endlich etwas möglich,

sie nahm's auf sich persönlich.


"Oh ein Gast! Oh ein Gast!

Meine Seel', nun sei gefasst!

Hier ist der Trank und Gott sei Dank,

dass frisch gebügelt der Damast.

Zum Dessert will sie Tee,

nun dazu sag ich nicht nee.

Wenn die Tassen Tanz nicht scheuen,

werd' ich brodeln, werd' ich bräuen."

Ich servier' kochend heiß.

Ist da ein Fleck? Nun ich verzeih's.

Wischt ihn weg, ich will doch nur, dass alles passt.

Soviel der Lauferei,

vom Zucker eins, nein zwei!

Bist unser Gast, unser Gast!"


Zurück im Esszimmer an der Tafel,

herrschte das übliche Geschwafel.

Von Unruh hatten nun auch auf einmal Spaß,

sodass er seine eigentliche Wichtigkeit vergaß.

Ausgelassen tanzte nun auch er von links nach rechts,

doch Lumieré schubste ihn wieder weg im Eifer des Gefechts.


"Gang für Gang.

Kann und Pfann.

Bis du rufst 'Nun haltet an!'

Dann erholst du dich Schlaf von dem Ballast.

Leg dich zur Ruh' indessen,

erst wird aufgegessen."


So stand Lumieré, wie sonst immer,

ganz allein in Glanz und Schimmer.


"Sei hier Gast! Sei hier Gast!

Sei hier Gast! Sei unser Gast!"


Belle klatschte Beifall vor Vergnügen

und wollte sich nicht mehr einkriegen.

Ihre Sorgen waren verflogen,

fast als wäre sie auf Drogen.

So lehnte Belle den Vorschlag ab, jetzt zu Bett zu geh'n

Schließlich war nach Musik alles doppelt so schön.

So ließen sich Von Unruh und auch Lumieré erweichen

gemeinsam mit Belle durch die Gänge zu streichen.


Alsbald erblickte Belle ein staubiges Geländer.

Auch die Rüstungen dahinter trugen dreckige Gewänder.

"Sagt doch bitte", hub Belle an,

"Was ist das dort für ein Gang?

Mir scheint, als würde hier niemand leben.

Es wimmelt nur so von Spinnweben."

"Ach dort? ... Dort gibt es wahrlich nichts zu sehen.

Im Westflügel tut nicht mal mehr als ein Lüftchen wehen."


Lumieré schlug sich beschämend seine Kerze an den Kopf.

"Was bist du nur wieder für ein erbärmlicher Tropf?

Gerade das sollte Belle nicht im geringsten hören.

Den Herrn wird dieses ganz sicher mehr als stören.

Wenn er Belle erwischt, endet alles tragisch!"

Natürlich wurde Von Unruh jetzt erst recht panisch.

"Vielleicht würde Mademoiselle lieber wieder nach unten?

Oder lieber ... ähm ... eventuell die Bibliothek erkunden?"


Belle erstarrte in ihrem zügigen Schritt

mit dem sie die Treppe hinauftritt.

Sie drehte sich um und ging auf die Knie.

"Eine Bibliothek?", fragte sie.

Beide nickten einstimmig, erzählten, woher die Bücher stammen

und zogen kurz drauf heiter plappernd durch den Gang von dannen.

Belle zögerte und schaute Leuchter und Uhr lange nach,

entschied sich dann aber doch für den Gang ins Prinzengemach.


Warum sollte Belle sich das auch vorher überlegen?

Schließlich war sie neugierig auf diesen dunklen Wegen

durch eingebrochenes Gemäuer vorbei an braunen Fledermäusen

zu einer großen Tür zu laufen und sich dort hindurch zu schleusen.

"Hier ist es ganz schön dunkel.", schien sie zu bemerken,

lehnte sich irgendwo an, Luft zu holen und sich zu stärken.

Ihr Blick fiel auf ein zerriss'nes Bild ihr gegenüber an der Wand.

Belle sammelte sich eben, ging drauf zu und hob die Hand.


Und im Moment, als sie nur kurz die Farbfetzen berührte,

störte Belle ein heller Schein vom Fenster und verführte

sie dazu, sich abzuwenden und nachzuschauen,

wie man eine rote Rose unter Glas konnte bauen.

Je länger Belle die Rose beim Blühen besah,

merkte sie, die Glasglocke war tatsächlich abnehmbar.

Belle fasste herzhaft zu, hob die Glocke von der Rose.

Sie wollte gern ein Blütenblatt, nur das eine fast lose.


"Du hättest hier nicht sein dürfen! Du machst alles kaputt!

Und am Ende hätte meine Rose gelegen in Asche und Schutt",

brüllte das Biest wütend. "Verschwinde sofort! Lauf!"

Und in der nächsten Minute warf Belle laut die Flügeltüren auf.

Voller Angst und Panik griff sie sich ihren Umhang.

Was dachte sich das Biest überhaupt, wie er mir ihr umsprang.

Von Unruh versuchte noch vergeblich, Belle zum Warten umzustimmen,

aber Lumieré merkte schnell, dass das nichts tat bringen.


Auch wenn Belle versprochen hatte, für immer zu bleiben

Sie wollte auf keinen Fall sich in Psychoterror lassen treiben.

Sie sprang auf Philippes Rücken und gab ihm die Sporen.

Das Biest konnte ruhig wegen ihr in der Hölle schmoren.

Belle trieb Phillipe schnell im Galopp in den Wald hinein,

bemerkte jedoch dunkle Schatten rechts und links im Waldhain.

Alsbald stand sie mit Phillipe vor einem großen Problem,

denn die Wölfe um sie herum würden sie nicht lassen gehn.


Philippe kuschte seinerseits, unsanft fiel Belle hernieder.

Sie rappelte sich auf und griff einen starken Ast vom Flieder.

Schwang ihn zur Verteidigung todesmutig hin und her.

und hoffte, dass sie werden würde der Gefahren Herr.

Letztlich verbiss sich einer der Schwarzpelze an dem Stock.

Ein weiterer zerrte unermüdlich an Belle's blauem Rock.

Zahlenmäßig war sie den Wölfen ehr weit unterlegen. 

Belle sah sich also bald gezwungen, restlos aufzugeben.


Sie schrie laut, als ein dritter Schwarzpelz seine Zähne fletschte

und zu einem für Belle ganz sich'ren Todessprung ansetzte.

Der Wolf ließ sie ganz ungehindert in seinen Schlund schauen

und versetzte Belle damit in unendliches Grauen.

Er setzte an, um seine Zähne tief in ihren Hals zu jagen

und danach als Beutetier sie zum Rudel zu tragen.

Doch leider wurde daraus nichts, denn im nächsten Wimperschlag

ließ ein ries'ger brauner Schatten, ja fast unmenschlich stark,

das Wolfsrudel rund um Belle fluchtartig auseinanderstieben.

Nur um Sekunden später sich mit dem Biest zu bekriegen.


Belle ließ ihre Aufmerksamkeit auf dem Geschehen ruh'n

und überlegte angestrengt, was sie könnte tun

um dem Biest in seiner Not, auch wenn er sie gar nicht tät gebrauchen,

schnell zu helfen und danach mit ihm im Schloss unterzutauchen.

Doch als sie schließlich ihren eigenen Gedanken nachhing,

und das Biest sich eine Wunde nach der anderen einfing,

nahm Belle sich dann doch endlich ein Herz

und trat zum Biest hinüber, das sich krümmte vor Schmerz.


Durch des Biests blinde Wut waren die Wölfe schnell geflüchtet

und augenblicklich hatte sich die dunkle Stimmung gelichtet.

Belle fühlte des Biestes Puls und stellte kurzum fest;

Sie konnte ihm wohl helfen, wenn es sie das lässt.

Belle schob des Biests entkräftigten Leib auf Philippes Rücken

und trieb diesen zügig über des Schlosses sieben Brücken.

Kaum kam Belle mit dem Biest ins Kaminzimmer zurück,

eilte schon Madame Pottine mit heißem Wasser an, zum Glück.


Obwohl das Biest vor Schmerzen immer wieder brüllte,

sobald Belle den heißen Lappen um dessen Arme hüllte,

zuckte sie doch nie zurück, auch wenn es sie sehr störte,

bis schließlich des Biestes Schmerz ganz von selbst aufhörte.

"Ich möchte Dir noch danken.", fing sie vorsichtig an zu reden.

"Was meinst du?", erwiderte das Biest und hielt ihr entgegen.

"Dank dir kann sich mein Leben wieder weiterdrehen."

Das Biest verstummte, sah sie an und meinte "Gern geschehen."


Und so verblieb Belle im Schloss und in des Biestes Gegenwart,

Und wenn sie in sein Antlitz sah, ihr auch nicht mehr übel ward.

Auch das Biest schien sich zu ändern, seltsam aber wahr.

"Vielleicht sogar entsteht hier was, was vorher nicht so war."

"Was denn, Mama? Bitte! Nun sag schon, was passiert!",

jammerte klein Tassilo und fragte weiter ungeniert.

Madame Pottine versuchte, ihren Teetasse zu stoppen.

Schließlich konnte niemand sonst ihn an Neugierde toppen.


Was könnte beiden besser tun, als wie zwei kleine Kinder

draußen im Schnee rumzutollen und zu bauen ein Schneezwinger?

Belle warf sich also flugs in einen Mantel aus rotem Samt

mit einer großen Kapuze, dass sich ihr Haar geschützt befand.

Das Biest stand warm eingepackt auf einem der Balkone,

damit er nicht ins Kalte musste und er sich noch etwas schone.

Belle spielte mit Philippe, der sie an ihre Schulter stupste 

und Belle lachend ihrerseits das Pferd leicht schubste.


Daraufhin entschied es sich, für sie etwas zu tun, Belle etwas zu zeigen.

"Du musst erst die Augen schließen und deinen Blick runter neigen.",

sagte er und Belle tat sofort, was er ihr befahl.

'Wie auch immer - dacht' sie sich - es ist mir nicht egal.

Wenn er mir schon etwas schenkt, muss das etwas heißen.'

Das Biest tat derweil zügig die Gardinen beiseite reißen,

sodass Belle in kurzer Zeit und trotz geschloss'ner Augen

in gleißend' Licht stand und kurz drauf tat sie diesen kaum glauben.


Bücher über Bücher, gestapelt bis unter die Decken!

Sie traute ihren Blicken kaum und stolperte in eine der Ecken.

"Das dacht ich mir. Drum zeig' ich's Dir. Du würdest dies nie verschmäh'n."

"Das ist unglaublich! Vielen Dank! So viel Bücher hab ich noch nie geseh'n!"

Belle strahlte über's ganze Gesicht, ihr Lächeln steckte an.

Tief in ihrem Innern spürte sie, dass nun sie war dran

damit, dem Bieste auch einen Traum zu erfüllen.

Etwas, womit auch sie ihren eignen könnte stillen.


Tanzen - danach stand ihr schon seit Ewigkeiten der Sinn.

Nur hatt' sie keine Ahnung, denn für das Biest war's schlimm.

Jahrelang hatte es nicht mehr das Bein geschwungen,

nicht mal mehr ein Polka war ihm mehr gelungen.

Außerdem wusste es gar nicht, wie es sich sollte benehmen.

Vor allem Von Unruh musste ihm nun alle Bedenken nehmen.

Dieser suchte sich noch Hilfe von Lumiere und Madame Pottine.

Sie versuchten einiges, doch das Biest wollt' am liebsten flieh'n.


Belle hatte es einfacher, sie brauchte nur ein Kleid.

Etwas schminken, Haare hoch, denn bald war es soweit.

Sie drehte sich vor dem Spiegel und wirkte endlich glücklich.

Nur in des Biestes Badezimmer schien noch alles unwirklich.

Triefend nass saß es da, bedröppelt in der gold'nen Wanne

Madame Pottine fühlte sich annähernd wie seine Amme.

Von Unruh und Lumiere probierten, ihn zu animieren,

Belle am Ende ihres Dates seine Gefühle zu proklamieren.


Draufhin versuchte das Biest, vor den Diener Probe zu sprechen.

Jedoch kam es nicht weiter und tat die Erklärung abbrechen.

Ein Kleiderständer frisierte derweil des Biestes wilde Mähnen.

Doch beim Blick in den Spiegel, war's fast zum Fremdschämen.

Ein wirklich letzter Frisierversuch, dann musste es aber passen.

Das Biest guckte sein Spiegelbild an und konnte es nicht fassen.

Er sah gut aus, ganz passabel, würden seine Eltern sagen,

wenn sie denn noch lebten und er sie würde fragen.


Beim Gang aus seinem Zimmer schaute er auf sie andauernd.

Sein Schlucken war vernehmlich, denn Belle war ganz bezaubernd.

Wie sie ihn ihrem gold'nen Kleid ihm ihre Finger reichte,

das Biest ihre Hand sanft nahm und darüber streichte,

um letztendlich 'seine' Belle die Treppe runter zu geleiten,

um ihr einen schönen Abend mit Diner und Tanz zu bereiten.

Das Biest und Belle sahen sich beim Essen Aug in Auge.

Und beide dachten einzeln 'Ob ich wohl als Partner tauge?'


"Märchen schreibt die Zeit

immer wieder wahr.

Eben kaum gekannt, 

dann doch zugewandt,

unerwartet klar.


Wandel nur zu zweit

eh es sich erschließt.

Beiden war so bang,

beide ohne Zwang.

Die Schöne und das Biest."


Schließlich fasste Belle mutig den Entschluss,

dass sich an der Situation etwas ändern muss.

Sie stand auf und reichte dem Biest ihre Hand,

die sie kurzerhand mit seiner Pranke zum Tanz verband.


"Ewig wie die Zeit,

ewig und bereit.

Ewig altbekannt,

ewig imposant, 

wie die Sonn' aufgeht.


Märchen schreibt die Zeit.

Es ist ein altes Lied.

Bittersüß verwirrt,

einseh'n, dass man irrt

und auch mal vergibt.


Wie das Licht der Sonn'

strahlend sich ergießt.

Märchen schreibt die Zeit

in des Dichters Kleid.

Die Schöne und das Biest."


Fernab dieser Szenerie beobachteten die Erwachs'nen und  Tassilo

wie beide sich im Kreis drehten und alle waren ziemlich froh.

Endlich schien ihr Meister sich verliebt zu haben,

niemand von ihnen sollte mehr die Last der Zukunft tragen.

Und während Tassilo's Mama beruhigend  zu Ende sang,

tanzten Belle und das Biest weiterhin zu dem Klang.


"Märchen schreibt die Zeit

in des Dichters Kleid.

Die Schöne und das Biest." 


Schließlich gab Madame Pottine ihrem Kinde einen Kuss,

bevor Tassilo davon sprang und sich im Schrank einschloss.



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Die Schöne und das Biest - Fortsetzung

Als der Tanz der beiden nun kam zum jähen Ende fragte Belle das Biest, wie er es denn wohl fände draußen auf dem Balkon ein wenig auszuspann...